Auswanderer im Interview: Von USA nach Japan

Wenn man an Japan denkt, denkt man an Spitzentechnologien, Sushi, Kirschblüten, Karaoke, Mode und vieles mehr. Kein Wunder, dass es ein immer beliebteres Land für Auswanderer geworden ist.

Kristen von Kristen Abroad ist eine von Ihnen und gibt uns Einblicke über die Lebenshaltungskosten, lokale Traditionen, die leckersten Speisen außer Sushi und vieles mehr geben in folgendem Interview.

Hi Kristen, erzähl uns ein wenig über dich

Hallo Sixtina! Ich freue mich darauf euch einen Einblick in meine Welt zu geben. Ich liebe es Menschen dazu zu ermutigen die Welt zu sehen! Ich bin ein Marinearchitekt und beaufsichtige ein Team von Ingenieuren. Ich komme ursprünglich aus der Nähe von Washington D.C. aber habe immer in Virginia gelebt, bevor ich nach Japan gezogen bin.

In meiner Freizeit laufe ich gerne (obwohl ich es mit der Sommerhitze hab völlig schleifen lassen!), entdecke neue Länder, schreibe gern auf meinem Blog (Ich liebe schreiben seitdem ich klein bin aber hatte nie den Mut dazu einen Blog zu starten,  bis vor ein paar Jahren), lese gern und suche nach gutem Essen und Bier! Ich war bisher in über 20 Ländern und möchte noch viele mehr sehen.

Was war der Hauptgrund für den Umzug nach Japan?

Der Hauptgrund nach Japan zu ziehen war mein Job. Ich habe Japan jedoch schon vorher, seitdem ich klein war, sehr geliebt. Ich habe immer Witze darüber gemacht, dass ich in meinem früheren Leben bestimmt ein Japaner gewesen sein muss. Es war also demnach immer ein Traum von mir das Land zu sehen.

Ich war 2006 bereits einmal kurz in Japan, wieder aufgrund meiner Arbeit. Als ich herausfand, dass ich hier eine Position bekommen könnte, habe ich hart gearbeitet um ausgewählt zu werden!

Ich lebe zur Zeit in Yokosuka, etwa eine Stunde südlich von Tokio. Seitdem ich in einem anderen Land lebe, bekomme ich immer mehr Lust in noch weiteren Ländern zu leben und ich suche ständig nach dem Nächsten Ziel.

Hakone Shrine Torii Gate
Hakone Shrine Torii Gate

Ist es einfach mit Einheimischen in Kontakt zu treten oder gibt es Barrieren?

Ich bin meiner Meinung nach eine sehr offene Person, weshalb ich sehr schnell Freunde finden kann. Es war dennoch schwieriger als gedacht als ich hierhergezogen bin, aufgrund der Sprachbarriere. Ich liebe Japanisch und es ist ziemlich einfach zu sprechen, aber man braucht dennoch Zeit und Geduld, um es zu lernen!

Da ich in der Nähe von Tokyo lebe und es dort einige Expats gibt mit denen ich mich getroffen habe und welche mich daraufhin dann Einheimischen vorgestellt haben, wurde mein Netzwerk nach und nach erweitert.

Auf Arbeit war es ein wenig einfacher, denn auch wenn die meisten meiner Mitarbeiter Japaner sind, gibt es englische Anforderungen zu erfüllen, daher habe ich dort auch leicht Freunde gemacht.

Ich versuche täglich Japanisch zu sprechen aber es ist schwer wenn alle immer viel besser Englisch sprechen als ich Japanisch!

Kulturell ist Japan sehr homogen. Als große amerikanische Frau falle ich natürlich sehr auf aber damit habe ich keine Probleme.

Wie sieht es mit den Lebenshaltungskosten aus?

Die Lebenshaltungskosten sind meiner Meinung nach nicht so hoch, wie andere Leute immer behaupten. Man muss lediglich seine Einstellung zur GRÖßE etwas ändern.

Ich finde, dass obwohl meine Wohnung ein Bruchteil der Größe von dem ist, was ich in den Staaten hatte, ich nicht wirklich „soviel“ Platz brauche. Ich möchte fast noch etwas kleineres haben! 

Es geht um Perspektive, denke ich. Japan macht viel mehr Gebrauch von öffentlichen Räumen meiner Meinung nach. 

Himeji Castle in Japan
Himeji Castle in Japan

Essensmäßig kann man auf jeden Fall zu teuren Restaurants gehen, wie überall sonst auf der Welt. Es gibt aber auch viele vernünftige Optionen für unter 10$.

Und vergesst nicht die 1-Dollar-Sushi-Teller Restaurants! Ich kann eine leckere Sushi Mahlzeit für 5$ verspeisen und total voll sein.

Ein weiterer Vorteil, für alle großen Disney Fans wie ich, ist, dass es so viel billiger hier ist, als in den Staaten! Man findet also Dinge die eigentlich viel billiger als überteuert sind.

Was gefällt dir am Meisten am Leben im Japan?

Die Leute, die Kultur, alles. Es ist schwer zu sagen, aber alles ist sehr „japanisch“. Man kann jeden Tag neue Dinge erleben und die Welt mit anderen Augen betrachten. Plus das Essen ist großartig und es gibt so viel zu sehen und zu tun.

Die öffentlichen Verkehrsmittel sind erstklassig und sehr praktisch. Ich habe kein Auto und nehme einfach überall hin Züge. Um ehrlich zu sein habe ich festgestellt, dass ich gar kein Auto mehr haben will weil es so schön ist, sich nicht damit herumschlagen zu müssen. Das ist in manchen Orten allerdings schwierig.

Was ist dein Lieblingsessen?

Okonomiyaki. Ich habe es außerhalb Japans noch nie gesehen und es variiert von Region zu Region. Es ist im Grunde genommen ein herzhafter Pfannkuchen mit Kohl oder Nudeln als Basis und dann fügt man Gemüse und Fleisch hinzu.

Kannst du eine lustige / typische Tradition aus Japan teilen?

Es gibt viele Traditionen und Festivals hier. Eine Sache die mir erst neulich richtig aufgefallen ist, ist „nomikai“. Von Arbeit aus treffen wir uns immer für „nomikai“ , was wörtlich übersetzt „trinkendes Treffen“ bedeutet.

Normalerweise gehen diese Partys 2-3 Stunden und beinhalten ein festes Menü und all you can drink. Ja, buchstäblich so viel wie man will.

Am Ende des Abends, wenn die Party dann vorbei ist, stehen alle zusammen auf und klatschen gleichzeitig in die Hände. Ich finde, das ist ziemlich nette Geste für die Einheit für alle.

Wenn wir nur einen Tag in Japan hätten, was muss man unbedingt machen?

Das ist schwer zu sagen, da es davon abhängt, wo man genau ist! Japan ist sehr regional. Schaut euch einen Tempel oder Schrein an.

Wenn ihr am Wochenende geht könnt ihr normalerweise ein Festival finden. Die Festivals sind fantastisch! Geht einfach raus und lauft umher.

Hier fühlt sich alles ein wenig anders an und ich denke Herumlaufen ist der beste Weg ein Land zu erkunden.

Matsuyama Castle
Matsuyama Schloss

Was magst du nicht am Leben in Japan?

Nach einer Weile denke ich, dass es überall kleine Nuancen geben wird, die einen verrückt machen. Es gibt jedoch nicht sehr viele.

Manchmal frage ich mich, ob es genau die gleichen Dinge sind, die mich zuvor gestört haben und ich nur eine Weile brauchte, um diese zu erkennen, weil es hier eigentlich genauso ist.

Eine Sache die ich in Japan nicht mag ist Müll. Die Straßen sind zwar sauber aber es gibt keine Mülleimer. Es ist sehr frustrierend, dass man seinen Müll immer Jahre mit sich herumtragen muss.

Was war deine größte Herausforderung, als du nach Japan gezogen bist?

Ich denke, ich hatte es wahrscheinlich einfacher als die meisten Leute, die nach Japan kommen, da meine Arbeit mich sehr unterstützt hat und ich glaube, dass nicht alle Leute einen solchen Luxus bekommen. Es gibt jedoch nur kleine Dinge, an die man sich gewöhnen muss.

Zurück zum Mülleimer. Hier sortiert man einfach alles, was ich absolut liebe weil es besser für die Umwelt ist, aber ich musste mich erst daran gewöhnen. Und Dinge wie, dass man seine Rechnungen nicht online bezahlt oder per Mail schickt war auch eine Umgewöhnung. Hier zahlt man einfach in einem Supermarkt! Das fand ich merkwürdig. 

Takayama Inari Shrine in Aomori Prefecture
Takayama Inari Shrine in Aomori Prefecture

Hast du ein paar Fakten über Japan, von denen die meisten Menschen sicherlich nichts wissen?

Da habe ich ein paar. Die Böden in Häusern sind erhöht und man trägt nie Schuhe im Haus! Oder sogar in einigen Restaurants und Geschäften! Es gibt spezielle Toilettenschuhe, um das Haus nicht zu verunreinigen.

Das Badezimmer ist in zwei Räume aufgeteilt, die Toilette ist immer getrennt von der Dusche.

Bierautomaten gibt es aber ich habe noch nie eine der ausgefalleneren gesehen.

Was würdest du Menschen, die nach Japan ziehen möchten als Tipp geben?

Falls ihr ein Dorfmensch seid, können die großen Städte oftmals überwältigend sein, und wenn man in Japan von „auf dem Land/Dorf“ spricht, dann meint man sehr abgelegene Orte. Recherchiert also vorher ordentlich, wo genau ihr leben möchtet, falls euer Beruf es erlaubt.

Definitiv die Sprache lernen! Ich kenne zu viele Leute, die kein Japanisch lernen oder sprechen weil bei uns auf Arbeit Englisch erforderlich ist. Es gibt jedoch Orte, die einen nicht bedienen, wenn man kein Japanisch spricht, da es von beiden Enden schwierig ist eine positive Interaktion/Erfahrung zu schaffen, besonders wenn Kanji involviert ist.

Ich benutze WaniKani für das Lernen von Kanji und es ist klasse, da es auf Gedächtniswissenschaft basiert. Ich empfehle euch dringend Hiragana vor Katakana zu lesen, obwohl die meisten Menschen das Gegenteil behaupten. Ich fand es nützlicher zuerst Hiragana zu kennen.

Takayama Inari Shrine in Aomori Prefecture in Japan
Takayama Inari Shrine

Was ist der größte Unterschied zwischen deinem Heimatland USA und Japan?

Die öffentlichen Verkehrsmittel. Jeder fährt hier in Japan mit Zügen und Bussen. Ich wünschte mir wirklich, wir hätten bessere Optionen in den Staaten, anstatt immer überall hin fahren zu müssen. Ich hasse es im Stau zu stehen.

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