Auswanderer im Interview: Von Frankreich nach Mexiko

Mexiko wird nicht nur ein immer beliebteres Urlaubsziel für Urlauber, sondern auch für Expats zum Leben. Könntet ihr euch vorstellen dort zu leben? In diesem Interview erzählt euch Chou von My365World alles über das Leben als Expat in Mexiko, die Lebenshaltungskosten, lokale Traditionen und leckeres Essen.

Hi Chou, erzähl uns ein wenig über dich

Hallo Sixtina, Chou ist ein Spitzname weil viele Leute denken, ich mache Witze, wenn ich sage, mein Name ist France (übersetzt: Frankreich). Und ja, ich komme aus Frankreich. Dies hat mich zu vielen lustigen und weniger lustigen Situationen in der Vergangenheit geführt. Einen Spitznamen zu haben scheint viel einfacher zu sein.

Ich bin 47 Jahre alt und vor ein paar Jahren, als ich diesen lustigen Engländer kennenlernte und wir begannen uns zu verabreden, entschied seine Firma, dass sie ihn im Ausland brauchten. Also sprangen wir in einer verrückten Reihe von Ereignissen ins Unbekannte, packten unsere Koffer, heirateten und zogen mit etwa 10 Kisten und etwa 120 kg Gepäck davon. Ich bin eine glückliche Frau. Ich liebe Packen. Ich bin eine „Expat-Frau“ …

Was war der Hauptgrund für den Umzug nach Mexiko?

Wir sind dieses Jahr im Januar nach Mexiko gezogen. Wir waren alle begeistert von der Aussicht in ein sonniges Land zu ziehen. Ich packte etwa 7 Paar Sommerschuhe und ein Paar Turnschuhe. Wir landeten in einer schönen Stadt namens San Luis Potosí, in der Mitte des Landes, in den Bergen.

Es waren 10 Grad an diesem Tag und als wir in unsere Wohnung zogen waren es gerade einmal 15 Grad. Keine Heizung, nur eine kleine tragbare und 4 Decken auf dem Bett. Ich hatte so viele Vorstellungen von Mexiko in meinem Kopf aber anscheinend hatte ich den Teil mit den Bergen verpasst.

Ist es einfach mit Einheimischen in Kontakt zu treten oder gibt es Barrieren?

Es ist einfach Leute zu treffen und Freunde zu finden. Mexiko ist das dritte Land in dem wir leben und wir sind bereits ein gutes Stück durch die Jahre gereist. Da wir alles mit früheren Erfahrungen vergleichen können, muss ich sagen, dass ich Mexikaner unglaublich freundlich finde.

Wir sind keine Touristen in einem Hotel an der Küste, sondern wir leben hier mit den alltäglichen Dingen, wie kulturellen Unterschieden. In Mexiko gehen allerdings die meisten Dinge mit einem Lächeln.

Hier lassen dich die Leute mit einem Lächeln in den Verkehr ein und die Leute in der Supermarkt-Schlange/Geschäften sind entspannt (und ja, langsam aber es passt zum Lebensstil; man lernt langsamer zu werden, zu lächeln und aufzuhören zu hetzen).

Die kulturellen Unterschiede hängen sehr stark von eurer eigenen Kultur ab. Wir kennen Menschen, die sich mit Verzögerungen und mangelnder Organisation auseinandersetzen müssen.

Menschen, die zum ersten Mal im Ausland leben, scheinen jedoch mit Details ein bisschen mehr zu kämpfen. Manche Menschen machen sich mehr Sorgen um Sicherheit als Andere zum Beispiel.

Da es jedoch nur eine kleine Sprachbarriere gibt (Spanisch ist eine gebräuchliche und einfache Sprache), ist es leicht sich unters Volk zu mischen, sich zu treffen, auszugehen usw.

Wie sieht es mit den Lebenshaltungskosten aus?

Die Lebenshaltungskosten sind eine interessante Sache. Im Allgemeinen mag sich Mexiko nicht so teuer anfühlen. Aber es gibt noch einige andere Faktoren, die die COLA (Cost of Living Adjustment) positiv oder negativ beeinflussen.

Zum Beispiel, je nachdem, woher man kommt wird ein Artikel in einer bestimmten Weise besteuert und es kann den gleichen Artikel billiger oder teurer im Vergleich zu seinem Heimatland machen; sagen wir einmal ein Paar Turnschuhe oder Elektronik.

Dann ist da die Miete. Die normale Antwort wäre: die Miete ist in unserem Fall viel erschwinglicher als in Europa, außer … jede Stadt, die aufgrund der Präsenz ausländischer Firmen plötzlich einen Haufen Expats aufnimmt, sieht ihre Preise steigen … sehr sogar!

Mein Mann hat mexikanische Kollegen, die hierher gezogen sind, um zu arbeiten und Schwierigkeiten haben Wohnungen oder Häuser in ihrer Preisklasse zu finden, die dem Preis ihrer Herkunftsstadt entspricht.

Die lokalen Eigentümer haben die Preise deutlich erhöht, so dass die Lebenshaltungskosten insgesamt gestiegen sind. Wie überall ist es ein großes Element im Bezug auf die Lebenshaltungskosten, wie ein Einheimischer zu konsumieren. Vergesst den importierten Camembert und genießt lieber die frischen Mangos und Avocados.

Straßenkunst in Tulum, Mexiko

Was gefällt dir am Meisten und was am Wenigsten am Leben im Mexiko?

Ich mag die Sonne, das Lächeln, das Essen, die Farben überall, die Bäume und Kakteen und die Bedeutung von Traditionen.

Ich mag Montezumas Rache nicht. Ich lasse euch das nachsehen, wenn ihr es noch nicht erlebt habt *hahaha*.

Eine andere Sache ist Machoismus…es ist überall anwesend und ich finde, dass Frauen hier sehr stark und mutig sind.

Was ist dein Lieblingsessen?

Es wäre zu einfach Guacamole zu sagen. Obwohl ich erst kürzlich festgestellt habe, dass viele Auswanderer gar nicht so scharf darauf sind.

Einen Tag nachdem wir nach San Luis Potosí umgezogen sind, habe ich die Enchiladas Potosinas entdeckt und ich habe sie glaube in allen Restaurants seitdem gegessen. Das Maismehl ist bereits mit Chili gemischt und der Inhalt besteht hauptsächlich aus Tomaten, Zwiebeln und Käse.

Es ist simpel, sehr schmackhaft und oft ziemlich scharf (ich als Franzose überleben scharfe Dinge nicht all zu gut). Aber darüber sehe ich hinweg, so sehr mag ich sie. Ich bestelle sie oftmals, schnappe mir ein paar Taschentücher und bereite mich auf den Schock danach vor. 😀

Enchiladas Potosinas
Enchiladas Potosinas

Kannst du eine lustige / typische Tradition von Mexiko teilen?

Jeder kennt wahrscheinlich die „Dia de los Muertos“, also sollte ich diese wahrscheinlich auslassen. Wir waren auch nicht lang genug hier, um es mitzuerleben.

Vor ein paar Wochen, auf einer Party, hat mein Mann seinen ersten Mezcal mit Orangenscheiben und Wurmsalz (sal de gusano) probiert. Ich habe dankend abgelehnt (oder vielleicht auch nicht …), aber ich habe die Guacamole mit Chapulinen, winzigen gerösteten Heuschrecken, probiert. Es war nicht schlimm, sobald man das erste Zögern überwunden hat. „Es ist etwas zu salzig für mich“, erinnere ich mich gesagt zu haben.

Ich denke, dass ich Essenserlebnisse teilen möchte, denn mexikanisches Essen ist in Restaurants auf der ganzen Welt sehr beliebt. Sobald du jedoch nach Mexiko kommst, merkst du, dass dir dein ganzes Leben die falschen Dinge aufgetischt wurden.

Nach Mexiko zu kommen ist ein großer Augenöffner. Es ist 100 Mal besser und schmackhafter als alles, was man zuvor dachte.

Wenn wir nur 1-3 Tage in Mexiko hätten, was muss man unbedingt machen?

Das ist jetzt schwierig. Je länger ich bleibe, desto mehr erkenne ich, wie vielfältig Mexiko ist. Es gibt ein Mexiko für jeden Geschmack: Städte, Wüste, grandiose Wasserfälle, Pazifischer Ozean, karibisches Meer, modern, historisch, uralt.

Ein Zwischenstopp in Mexiko impliziert, dass man Prioritäten setzen muss, wo man ist (es ist ein großes Land; man kann nicht einfach alles auf einmal sehen oder es bei einem sehr kurzen Besuch komplett durchqueren).

Wenn man zum Beispiel in Mexiko-Stadt landet, kann man einen Tag in Puebla, Queretaro oder sogar in das Postkarten-Dorf San Miguel de Allende fahren.

Wenn man dagegen in Cancún landet, wird man von Touristenattraktionen und Tagesausflügen nach Chichén Itzá oder zu lokalen Cenoten überwältigt sein. Gegen den Trail zu gehen, um ein authentischeres Mexiko an der Riviera Maya zu sehen ist tatsächlich schwieriger.

Dafür muss man sich ein paar Tag mehr Zeit nehmen, um zu den weniger bekannten Mayastätten zu gelangen, die im Dschungel versteckt sind, wie z.B. Muyil oder Coba. Alternativ kann man früh aufstehen und in die wunderschöne Stadt Merida gehen.

Persönlich ist der faszinierendste Teil die präkolumbianische Geschichte. Die Mayas, Azteken, Tolteken und Huastecen zu entdecken scheint das DING schlecht hin zu sein, was man nicht verpassen sollte.

blue Beach in Mexico
Blaue Strände in Mexiko

Was war deine größte Herausforderung, als du nach Mexiko gezogen bist?

Meine ärztliche Verschreibung zu bekommen. Wenn man gesundheitliche Probleme hat und längere Zeit im Ausland lebt, kann man nicht mit einer unbegrenzten Anzahl von Tabletten Übersee gehen. Je nach Person und Arzt bekommt man also Tabletten für ungefähr 3 Monaten, manchmal ein bisschen mehr.

Was ich nicht wusste oder nicht erwartet habe ist, dass ein Medikament, das mir zu Hause gegeben wurde, nicht hier auf dem Markt ist, da es noch keine Zustimmung erhalten hat.

Ein Arzt verschrieb mir hier eine andere Behandlung der gleichen Kategorie aber es funktioniert nicht so gut. Ich denke, in dieser Hinsicht bin ich froh am Ende dieses Jahres nach Hause zurückzukehren.

Hast du ein paar Fakten über Mexiko, von denen die meisten Menschen sicherlich nichts wissen?

Die größte Überraschung (und lustigste Tatsache denke ich) war, dass einem in Mexiko kalt werden kann. Der Gedanke war mir nie in den Sinn gekommen. Wenn ich eine Sache durch meine vielen Umzüge gelernt habe, dann das die Dinge nie so sind, wie Sie scheinen oder man erwartet hat.

Was würdest du Menschen, die nach Mexiko ziehen möchten, als Tipp geben?

Habt Geduld oder lernt geduldiger zu sein. Dinge passieren, jedoch aber in ihrem eigenen Tempo.

Was ist der größte Unterschied zwischen deinem Heimatland Frankreich und Mexiko?

Käse! hahaha

Allgemein gesprochen würde ich sagen, dass in Europa jedes Land ziemlich klein ist. Mexiko ist ein ziemlich großes (und langes) Land mit einer großen Vielfalt an Landschaften.

Wenn man irgendwohin fährt, ist es entweder nur ein paar Stunden Fahrt entfernt, bestenfalls, oder ein paar Flugstunden entfernt.

Hier kannst du noch mehr Auswanderer Interviews lesen.

Schreibe einen Kommentar

Pin It on Pinterest

Share this post with your friends!